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SES expandiert nach Indien: Wachstum in Asien, Kritik in Europa

Indien sei ein wichtiger Knotenpunkt in der Weltraumwirtschaft, der für die Gewinnung von Talenten in diesem strategischen Sektor wichtig sei, erklärt das Unternehmen. Foto: SES
Indien sei ein wichtiger Knotenpunkt in der Weltraumwirtschaft, der für die Gewinnung von Talenten in diesem strategischen Sektor wichtig sei, erklärt das Unternehmen. Foto: SES

SES baut seine globale Präsenz aus – neuer Standort in Indien

Der luxemburgische Satellitenbetreiber SES, international bekannt für satellitengestützte Content- und Konnektivitätslösungen, hat einen wichtigen Schritt in Richtung Asien gemacht: Mit der Eröffnung eines neuen Büros im indischen Chennai will das Unternehmen seine Aktivitäten weltweit ausbauen. Laut SES sei Indien ein aufstrebender Knotenpunkt in der Weltraumwirtschaft – strategisch wichtig für Innovation, Wachstum und Talentrekrutierung. Die wirtschaftliche Dynamik, der technologische Fortschritt und die gut ausgebildeten Fachkräfte machen das Land für SES zum idealen Standort.

CEO Adel Al Saleh unterstreicht die Relevanz dieses Schritts: „Indiens qualifizierte Arbeitskräfte und die florierende Tech-Szene werden entscheidend dazu beitragen, unsere globale Expansion zu beschleunigen.“ Damit bekennt sich das Unternehmen klar zu einem internationalen Kurs – mit weitreichenden Auswirkungen für die Struktur der Raumfahrtindustrie.

Chancen für den Raumfahrtsektor – und neue sicherheitspolitische Fragen

Die Expansion nach Indien ist nicht nur ein unternehmerischer Meilenstein. Sie verdeutlicht, wie stark sich geopolitische und wirtschaftliche Achsen in der Raumfahrt verschieben. Regionen wie Südasien gewinnen zunehmend an Bedeutung – nicht zuletzt durch staatlich geförderte Raumfahrtprogramme, Investitionen in Start-ups und internationale Kooperationen.

Für das Zentrum für Risiko- und Krisenmanagement (ZRK) und die Vienna Space Security Conference (VSSC) ist diese Entwicklung ein zentraler Beobachtungspunkt. Der Zugang zu technologischem Know-how, die Steuerung kritischer Kommunikationsinfrastrukturen und die globale Vernetzung von Raumfahrtakteuren berühren unmittelbar Fragen von Souveränität und Sicherheit. Der Standort Indien – mit eigener Raumfahrtbehörde, starker industrieller Basis und wachsendem politischem Einfluss – wird damit auch zu einem Faktor im sicherheitspolitischen Gleichgewicht im All.

Kritik am Heimatstandort: Stellenabbau sorgt für Unmut

Die Expansion von SES hat jedoch nicht nur Zustimmung ausgelöst. Bereits Ende 2024 wurde bekannt, dass der Konzern einen Teil seiner Geschäftsbereiche nach Indien verlagern will. Gewerkschaften kritisierten die Entscheidung scharf – insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch Vertreter der luxemburgischen Regierung im Verwaltungsrat des Unternehmens sitzen. Der daraus resultierende Sozialplan, der im Dezember unterzeichnet wurde, sieht den Abbau von 68 Arbeitsplätzen vor.

Zusätzlich sorgt die bevorstehende Integration des US-amerikanischen Satellitenbetreibers Intelsat für Unruhe unter der Belegschaft. Laut Gewerkschaften könnten weitere Arbeitsplätze wegfallen – ein Aspekt, der insbesondere in Europa für Diskussionen sorgt. Während SES nach außen hin seine globale Leistungsfähigkeit betont, hinterlässt die Neuausrichtung am Heimatstandort Unsicherheit.

Globale Expansion – europäische Verantwortung?

Der Schritt von SES wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie kann Europa seine technologische Souveränität sichern, wenn führende Unternehmen Produktions- und Entwicklungsstandorte zunehmend in außereuropäische Märkte verlagern? Wie lässt sich eine Balance zwischen wirtschaftlicher Expansion und sozialer Verantwortung finden?

Die Vienna Space Security Conference (VSSC) versteht sich als Plattform, auf der genau solche Entwicklungen analysiert und diskutiert werden. Die Verlagerung kritischer Infrastruktur, strategischer Technologie und Know-how in internationale Märkte betrifft nicht nur Unternehmen – sie beeinflusst auch politische Entscheidungsprozesse und sicherheitsrelevante Strukturen. Im Sinne der Resilienz und Zukunftsfähigkeit Europas gilt es, diese Dynamiken frühzeitig zu erkennen und aktiv zu begleiten.

Globale Entwicklung braucht verantwortungsvolle Steuerung

Mit dem neuen Standort in Chennai baut der SES Satellitenbetreiber seine globale Präsenz aus und positioniert sich im asiatischen Wachstumsmarkt. Der Schritt bringt strategische Vorteile, löst aber auch Bedenken hinsichtlich europäischer Arbeitsplätze und technologischer Souveränität aus. Für das ZRK und die Vienna Space Security Conference steht fest: Globale Raumfahrtentwicklung braucht verantwortungsvolle Steuerung – technologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.